Die gemeinsame Freude ist groß! Nach sechs Jahren des gemeinsamen Engagements gibt es eine weitere gute Nachricht: Über 100 Bewerbungen für das bundesweite Förderprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ gingen im Frühjahr 2024 beim Bundesbauministerium ein. Das Vorhaben der Sanierung und Revitalsierung der Dresdner robotron-Kantine wurde gemeinsam mit 16 weiteren Projekten aus dem gesamten Bundsesgebiet für das Förderjahr 2024 ausgewählt.
Nationale Projekte des Städtebaus sind national und international wahrnehmbare, größere städtebauliche Projekte mit deutlichen Impulsen für die jeweilige Gemeinde oder Stadt, die Region und die Stadtentwicklungspolitik in Deutschland insgesamt. Eine Jury aus Fachjuroren und Mitgliedern des Deutschen Bundestages unter Vorsitz des Parlamentarischen Staatssekretärs Sören Bartol, erarbeitet in den jeweiligen Programmrunden eine Förderempfehlung für die Projektauswahl.
»Anlässlich des 75. Geburtstages des Grundgesetzes haben wir uns dazu entschlossen, Orte der Demokratiebildung und der Erinnerung auszuwählen. (…) Die 17 ausgewählten Projekte werden neue Orte für Begegnung und Austausch schaffen. Etwas, das wir dringender denn je brauchen.«
»Die ehemalige Betriebsgastätte des VEB Robotron liegt im Herzen von Dresden zwischen Altstadt und Großem Garten. Der Solitär, ein Denkmal der Ostmoderne, wird seit 2021 in der Pioniernutzung bespielt und soll nun, gemeinsam mit lokalen, nationalen und internationalen Partnern zu einem zentralen Ort für zeitgenössische Kunst und Kultur, Demokratiebildung und Begegnung entwickelt werden.«
Zum Förderprogram »Nationale Projekte des Städtebaus« und einer Übersicht aller 2024 geförderten Projekte gelangen Sie hier.
Die denkmalgeschützte Robotron-Kantine soll saniert und Ort der zeitgenössischen Kultur und Begegnung wie auch fester Standort des Kunsthauses Dresden und der OSTRALE Biennale werden: Die Förderzusage des Bundes stellt einen Zuschuss in Höhe von 4 Mio. Euro in Aussicht. Bedingung für die Förderung ist eine gesicherte Gesamtfinanzierung des Projekts. Über diese wird der Dresdner Stadtrat noch in diesem Jahr eine Entscheidung treffen. Der Umzug des Kunsthauses Dresden in die robotron-Kantine wird zusätzlich aus einer Spende der ehemals in Dresden ansässigen deutsch-jüdischen Familie Arnhold (Gebrüder Arnhold oHG sowie der Brüder Stiftung) in Höhe von 1,5 Millionen Euro gefördert. Zur Deckung der Gesamtkosten in Höhe von 9 Mio der für die Jahre 2007 und 2008 geplanten Sanierung werden Eigenmittel der Landeshauptstadt in Höhe 3,5 Millionen Euro benötigt.
Die robotron-Kantine im Herzen von Dresden ist einer der wenigen Solitärbauten der ostdeutschen Nachkriegsmoderne in Dresden, der nach einer Vielzahl von Abrissen noch erhalten ist. Nach dem positiven Stadtratsbeschluss zum Ankauf des Gebäudes durch die Stadt als neuer Standort des Kunsthauses Dresden, der Ostrale-Biennale wie auch als Ort des lebendigen kulturellen Austausches und der Begegnung im Mai 2024 befindet sich das Kunsthaus seit dem Herbst bereits im Umzug. Nach der letzten Ausstellung des Kunsthauses mit den Weihnachtsmarkt der Bildenden Kunst noch in diesem Dezember startet im September 2025 in der Rähnitzgasse ein neuer städtischer Ort für Begegnung, der ebenfalls durch die Familie Arnhold gefördert wird: Das Haus der Brücke.
Die im vergangen Jahr unter Denkmalschutz gestellte Robotron-Kantine ist ein industrie- und baugeschichtlich relevantes Gebäude der Ostmoderne in der Dresdner Stadtmitte und erfährt nun unter Nutzung der großzügigen Spende und der Bundesförderung eine nachhaltige Nutzungsperspektive.
Der Stadtrat hat bereits in der Stadtratssitzung vom 16. Mai 2024 mit großer Mehrheit eine positive Entscheidung zur robotron-Kantine und ihrer zukünftigen kulturellen Zweckbestimmung getroffen. Es wurde entschieden, die robotron-Kantine für die Landeshauptstadt Dresden zu erwerben und eine Spende der in den USA ansässigen Dresdner Familie Arnhold anzunehmen, die einen entscheidenden Beitrag dazu leistet, das Gebäude als festen neuen Standort für das Kunsthaus Dresden zu sanieren.
Einen ersten Beitrag zu dieser Entscheidung finden Sie auf www.mdr.de.
Weiterer fester Bestandteil der zukünftigen kulturellen Nutzung, die ausgehend von der zeitgenössischen bildenden Kunst mit einem genreübergreifenden Ansatz einem breiten Spektrum Dresdner Stadtgesellschaft zugute kommen soll, soll auch die regelmäßig alle zwei stattfindende Ostrale Biennale sein.
Den »Kulturzeit« Beitrag 3Sat »Barock oder Beton« zur Ostmoderne / Erhalt robotron-Kantine finden Sie auf www.3sat.de.
Positive Entscheidung zur robotron-Kantine im Dresdner Stadtrat
Eine historische Chance und eine zukunftsweisende Entscheidung, Stand 17. Mai 2024
Wir danken den vielen Menschen, Kultureinrichtungen, Stiftungen, Partner*innen und Kolleg*innen in der Stadt, die in den vergangenen sechs Jahren dazu beigetragen haben und diese Vision geteilt haben!
Unser Dank geht ganz besonders an die Familie Arnhold für ihren Glauben an diese Stadt, der ein Zeichen der Zusammengehörigkeit und Begegnung über alle Grenzen hinweg setzt! Wir danken den Fraktionen im Stadtrat, die sich für diesen Zukunftsbaustein für unsere Stadt ausgesprochen haben, der Stadtverwaltung im Bereich Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften, unter deren Federführung die Vorlage erarbeitet wurde, dem Geschaeftsbereich Kultur und einer Stadtspitze, die Mut für Zukunftsdenken hat, auch in herausfordernden Zeiten.
Ein wesentlicher Dank geht an das Netzwerk ostmodern, ohne deren Jahrzehnte überbrückenden Einsatz ein Überprüfung unseres Blicks auf die ostdeutsche Nachkriegsmoderne nicht erfolgt wäre. Und die vielen Künstler*innen, Musiker*innen und Partner*innen, unter anderem in unserem Projekt Nordost Südwest, die mit ihrer Arbeit dazu beitragen haben und beitragen, den Wert dieses Ortes zu erkennen. Der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, an erster Stelle, aber auch der Kulturstiftung des Bundes , der Stiftung Kunst und Musik für Dresden, dem Goethe Institut, der Volker-Homann-Stiftung und der Friedrich-Ebert-Stiftung, die dies in den vergangenen Jahren ermöglicht haben gilt hier unser besonderer Dank!
Mit dem gemeinsamen Nutzungskonzept des Kunsthauses und der OSTRALE, für dessen maßgebliche Unterstützung ein großer Dank an das Dresdner Architekturbüro zanderarchitekten geht, wird das Kunsthaus mit seinen vielfältigen Kulturangeboten dauerhaft in die robotron-Kantine umziehen und es kann zugleich auch ein langfristig gesicherter Ausstellungsort für das alle zwei Jahre stattfindende große Kunstprojekt OSTRALE auch für die Zukunft gesichert werden. Unser Dank geht auch an die Firma Gateway, ohne deren Genehmigung für die temporäre Nutzung seit 2021 und Angebot zum Erwerb dies nicht möglich gewesen wäre.
Am Donnerstagabend, den 16. Mai 2024 hat der Dresdner Stadtrat positiv über den Erwerb und die Zukunft der Dresdner robotron-Kantine entschieden. Für die Instandsetzung des Gebäudes als neuer Standort des Kunsthauses Dresden sowie die weitere Nutzung des bisherigen Standortes in der historischen Barockarchitektur der Dresdner Neustadt als neues »Haus der Brücke«, einer lebendiger Begegnungsort für Menschen mit Migrationshintergrund in Dresden, stellt die New Yorker Familie Arnhold einen zweistelligen Millionenbetrag als Spende zur Verfügung.
In dem historischen Gebäude der Dresdner Nachkriegsmoderne zeigt das Kunsthaus Dresden derzeit in Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut die Deutschlandpremiere der internationalen Tournee-Austellung TECHNO WORLDS wie auch weitere Ausstellungen im Herbst 2024.
Auf Grundlage eines gemeinsam von Akteuren der Kommune und der Stadtgesellschaft erarbeiteten Nutzungs- und Betriebskonzeptes soll das Gebäude der ehemaligen Robotron-Kantine zu einem neuen Ort für Zusammenarbeit und Kollaboration in den Bereichen zeitgenössische Kunst und Kultur, aber auch Popkultur, zeitgenössische Architektur und Architekturgeschichte sowie aktuellen Gesellschafts- und Bildungsfragen entwickelt werden.
Ziel und Zweck des Projektes ist der Erhalt des mittlerweile denkmalgeschützten historischen Robotron-Kantine und deren denkmalgerechte Sanierung. Mit der neuen innovativen Nutzung als Ort der internationalen zeitgenössischen Kultur in Verbindung mit gesellschaftlicher Beteiligung aus der Stadtgesellschaft soll auch ein besonderer Beitrag zur Baukultur in Dresden und zur qualitativen städtebaulichen Entwicklung dieses besonderen innerstädtischen Quartiers geleistet werden.
Die Entscheidung des Landesamtes für Denkmalpflege, die robotron-Kantine Dresden als Kulturdenkmal unter Schutz zu stellen (DNN Artikel / Ausgabe 4.09. 2023 S. 15) war ein wichtiges, positives Signal für den Erhalt, für den sich auch der Dresdner Stadtrat vor 5 Jahren bereits entschieden hatte: Einst schlug hier in dieser Betriebsgaststätte unweit des Rathauses und des Deutschen Hygiene-Museums das soziale, aber auch kulturelle Herz des Hauptsitzes der Informationstechnologie der DDR mit 5.000 Beschäftigten hier im Mittelpunkt der Stadt – heute ist sie ein architektonischer Zeitzeuge und mit ihrer umlaufenden Terrasse ein Beispiel für eine großzügige Art des Bauens, wie sie heute kaum noch möglich ist.
- Kunst und Architektur kamen hier auf diesem Gelände wie auch in diesem Gebäude – und dies scheint mir eines der herausragenden Merkmale der DDR-Moderne in der deutschen Nachkriegsarchitektur zu sein – programmatisch zusammen, um Gesellschaft nicht nur funktional zu begleiten, sondern zu gestalten.
- Es ist naheliegend, dass Architekt:innen von Anfang an die Wertschätzung für dieses Gebäude geteilt haben – die vor sechs Jahren verfassten Stellungnahmen des Bundes Deutscher Architekten und Architektinnen wie auch der Architektenkammer zum nachhaltigen Erhalt des Gebäudes und für eine kulturelle Nutzung lesen sich auch heute hochaktuell.
- Die Einordnung als schutzwürdiges Kulturgut geht mit der einer überregionalen Initiative zum Erhalt der ostmodernen Nachkriegsmoderne und einer wissenschaftlichen Bewertung des noch verbliebenen Bestandes einher, ein Anliegen, über das in unterschiedlichen Medien von der FAZ bis zur Deutschen Welle in den vergangenen Jahren positiv berichtet wird.
- Die robotron-Kantine im Herzen von Dresden ist einer der wenigen Solitärbauten der ostdeutschen Nachkriegsmoderne in Dresden, der nach einer Vielzahl von Abrissen noch erhalten ist. Gemeinsam mit zahlreichen Akteur:innen der Stadtgesellschaft, ringt das Kunsthaus seit 2017 um den Erhalt und die Umnutzung dieser besonderen Pavillonarchitektur mitten im Herzen von Dresden als Ort für zeitgenössische Kultur.
- Denn in ihrer einmaligen städtebaulichen Lage zwischen Skaterpark und Hygiene-Museum, Rathaus und großem Garten ist die robotron-Kantine nicht nur ein historisches Architekturzeugnis, das wie durch ein Wunder in einer Art einer stadträumlichen Zeitkapsel der 1990er Jahre erhalten geblieben ist, sondern mit ihren verschiedenen Zeitschichten und Spuren ist sie selbst Zeitzeugin und Vermittlerin zwischen den Generationen geworden.
- Die robotron-Kantine löst Erinnerungen und Emotionen aus, bei älteren Menschen, die sich damit auch an die Leistungen und Zukunftshoffnungen ihrer Generation erinnern, aber auch bei jüngeren Menschen, solche, die das Gebäude aus der Zeit als Diskothek kennen, und solchen, die damit Freiräume und Jugendkultur und offene Räume in der Gesellschaft verbinden, die heute immer beengter werden.
- Rings um die robotron-Kantine entsteht ein neues Stadtquartier, in dem Leben und Arbeiten unmittelbar im Stadtzentrum sich neu strukturieren werden. Mitten in unserer wohlsortierten, und oftmals geradezu museal anmutenden Stadtmitte eröffnen sich hier Räume, in denen noch nicht alles geklärt ist und in denen Dresden die Chance hat, mitten im Zentrum ein junges Gesicht zu entwickeln, das offen für die Zukunft und den Dialog zwischen den Generationen ist.
Eine positive Entscheidung des Dresdner Stadtrates, das Gebäude und Grundstück zu kaufen, das jetzt zu einem symbolischen Preis erworben werden kann, würde Dresden einen Ort für die Zukunft sichern, an dem die Stadt ein junges Gesicht zeigen kann, offen für neue Impulse und den Dialog zwischen den Generationen.
Mit dem gemeinsamen Nutzungskonzept des Kunsthauses und der OSTRALE Biennale, das einen dauerhaften Umzuges des Kunsthauses mit seinen vielfältigen Kulturangeboten in die robotron-Kantine bedeutet, kann zugleich auch ein langfristig gesicherter Ausstellungsort für das alle zwei stattfindende große Kunstprojekt OSTRALE Dresden wie auch ein Ort für weitere Partner der Kultur und urbanen Künste auch für die Zukunft gesichert werden.
Die Räume des Kunsthauses Dresden in der Rähnitzgasse, die schön sind, sich aber für Gegenwartskunst, Konzerte und die lebendige und vielfältige Arbeit des Hauses mit einem breiten Publikum der Stadtgesellschaft seit Jahren als zu beengt erwiesen haben, werden – je nachdem wie der Stadtrat entscheidet – für eine neue privatwirtschaftliche oder aber gemeinwohlorientierte Nutzung frei.
Eine solche Entscheidung nach über sechs Jahren des Engagements vieler beteiligter Akteur:innen treffen zu können, ist ein historisches Ereignis – und in Zeiten, in denen immer mehr Kommunen um gestaltbare Räume und damit um die Zukunftsfähigkeit von Städten ringen, ist der Erwerb eines solchen Grundstücks und der Erhalt eines Kulturdenkmales eine einmalige Chance.
Dieser positive Beschluss ist eine Entscheidung für die zukunftsweisende Weiternutzung eines denkmalwürdigen Bau der Ostmoderne und für einen Ort für zeitgenössische Kunst, Kultur – und mit dem Kunsthaus und der OSTRALE sowie zahlreichen weiteren Partner:innen, die engagiert zum kulturellen und gesellschaftlichen Leben in dieser Stadt beitragen – für eine lebendige Stadtgesellschaft im Zentrum von Dresden!
Geschichte und Gegenwart der robotron-Kantine in Kürze
Die robotron-Kantine ist ein Gebäude aus den 1960/70er Jahren. Der großzügige Pavillonbau wurde als Betriebsgaststätte des VEB-robotron gebaut und zwischen 1969 und 1972 fertig gestellt. Der volkseigene Betrieb war vor 1989 einer der wichtigsten und größten Betriebe für Informationstechnologie in der DDR mit Hauptsitz in Dresden. Ca 5.000 Menschen wurden hier täglich bewirtet, außerdem fanden Kulturveranstaltungen und Feiern in dem Gebäude statt, neben vielen anderen auch ein Konzert der 1983 ausgebürgerten Liedermacherin Bettina Wegner. Unter anderem trugen die Dresdner Künstler Friedrich Kracht (Brüstung) und Eberhard Wolff (Innengestaltung) zur architektonischen Gestaltung des Gebäudes bei. Der großzügige historische Pavillonbau unweit des Deutschen Hygiene-Museums und des Großen Gartens, der seit Mitte der 1990er Jahre verschiedene Zwischennutzungen erfahren hat, bildete einst das Herz des robotron-Campus und steht heute im Zentrum eines Areals, das sich seit 2020 im Eigentum der Immobilienaktiengesellschaft Gateway Real Estate AG befindet und entsprechend der Zielsetzung der Eigner ein lebendiges, freundliches und nachhaltiges Quartier des Wohnens und Arbeitens mitten in der Innenstadt entwickeln wird. Die Bauarbeiten auf dem Gelände haben bereits begonnen. Büros, Cafés und Geschäfte in Neubauten in Holzhybridbauweise aber auch Umbauten bestehender Bausubstanz sollen ein innerstädtisches zukunftsgerechtes Wohnen ebenso ermöglichen wie die gezielte Einbeziehung von Ladesäulen für E-Autos und Carsharing.
Ein zur Diskussion stehender Abriss des Gebäudes konnte durch das Engagement zahlreicher Menschen aus der Stadtgesellschaft und der Kultur, an dem unter anderem das Netzwerk ostmodern initiativ und maßgeblich mitwirkte, abgewendet werden. Im Frühjahr 2018 legte damals unter anderem das Kunsthaus Dresden als städtische Galerie für Gegenwartskunst der Landeshauptstadt Dresden erstmals ein Nutzungskonzept für eine breite öffentliche kulturelle Nutzung vor.
Basierend auf einer erhofften positiven Entscheidung des Dresdner Stadtrates zum Erhalt und Erwerb des Gebäudes, die für diesen Herbst ansteht, wird aktuell ein Nutzungskonzept für eine behutsame und niedrigschwellige Sanierung des Gebäudes gemeinsam durch das Kunsthaus Dresden und die Ostrale Biennale erarbeitet.
Unser Dank für die Zusammenarbeit in der temporären Nutzung geht an die Firma Gateway Real Estate AG.
Hintergründe und Initiativen
2017
Angeschoben durch die Bürgerinitiativen ostmodern.org und Industrie.Kultur.Ost ist spätestens seit 2017 der Erhalt dieses Zeugnisses der ostdeutschen Architekturmoderne und Industriekultur Gegenstand eines lebhaften öffentlichen Interesses. Bereits 2017 lagen Vorschläge und für eine nachhaltige Instandsetzung und Erschliessung des Gebäude für eine neue Nutzung vor.
Ein 2017 zur Diskussion stehender Abriss des Gebäudes konnte durch das Engagement zahlreicher Menschen aus der Stadtgesellschaft und der Kultur, an dem unter anderem das Netzwerk ostmodern initiativ maßgeblich mitwirkte, abgewendet werden.
2018
An der Entwicklung einer zukünftigen Nutzung beteiligte sich unter anderem das Kunsthaus Dresden als Städtische Galerie für Gegenwartskunst und Einrichtung der Museen der Stadt Dresden, das 2018 erstmals ein Nutzungskonzept für eine breite kulturelle öffentliche Nutzung vorlegte.
Im Juli 2019 hat der Dresdner Stadtrat mit großer Mehrheit für den Erhalt der ehemaligen robotron-Kantine im Herzen der Stadt unweit des Deutschen Hygiene-Museums entschieden. Als Zeugnis der ostdeutschen Architekturmoderne sollte die Kantine in städtisches Eigentum überführt werden. Der Erhalt und die öffentliche kulturelle Nutzung der Kantine für die Stadtgesellschaft wurde zum Leitprojekt in der Bewerbung Dresdens als Kulturhauptstadt 2025.
2019
Um sich für eine Öffnung und Nutzung dieses Baus in exponierter Lage für die Stadtgesellschaft von morgen stark zu machen, hatten sich bereits zu Beginn des Jahres 2019 das städtische Kunsthaus Dresden als Teil der Museen der Stadt Dresden und ein Zusammenschluss aus Wissenschaft und Kreativwirtschaft, das Open Future Lab, zusammengetan und ihre Konzeptionen zusammengebracht. Ziel war es, in einem definierten Projektentwicklungsprozess ein gemeinsam tragfähiges und interdisziplinäres Konzept für eine Institution von nachhaltigem, europäischem Maßstab zu erarbeiten. Für die Kulturhauptstadtbewerbung wurde das im Zwei-Jahresrhythmus stattfindende Kunstprojekt OSTRALE in die Konstellation der zu prüfenden möglichen Nutzer:innen aufgenommen.
In der Begründung der Experten-Jury zur Wahl der Europäischen Kulturhauptstadt fanden diese Bestrebungen eine lobende Erwähnung: als zukunftsweisendes Projekt, dessen Weiterführung empfohlen wird. Auch aufgrund dieser Empfehlung wurde eine Fortführung der Planung verbunden mit einer intensiven Arbeit an einem detaillierten Nutzungskonzept verfolgt.
2020
Aufgrund der noch nicht abschätzbaren Folgen der Corona-Pandemie für den kommunalen Haushalt wurde das Vorhaben der Erwerbung der Kantine ebenso wie einige weitere Investitionsvorhaben der Landeshauptstadt Dresden im Frühjahr 2020 vorübergehend ausgesetzt.
2021
Nach verschiedenen Eigentümerwechseln befindet sich das gesamte Areal wie auch die robotron-Kantine seit 2021 im Eigentum der Immobilienaktiengesellschaft Gateway Real Estate AG. Zielsetzung der Eigner ist es, ein lebendiges, freundliches und nachhaltiges Quartier des Wohnens und Arbeitens zu bauen und zu vermieten. Neubauten in Holzhybridbauweise aber auch Umbauten bestehender Bausubstanz mit Wohnungen und Büros, sowie Cafés und Geschäfte sollen ein innerstädtisches zukunftsgerechtes Wohnen ebenso ermöglichen wie die gezielte Einbeziehung von Ladesäulen für E-Autos und Carsharing.
Ein Gebäude mit Geschichte: Die robotron-Kantine
Die robotron-Kantine ist einer der wenigen noch verbliebenen Solitärbauten der ostdeutschen Nachkriegsmoderne in Dresden, dessen Schicksal noch offen ist. Einst schlug hier in dieser Betriebsgaststätte unweit des Rathauses und des Deutschen Hygiene-Museums das soziale, aber auch kulturelle Herz des Hauptsitzes der Informationstechnologie der DDR mit 5.000 Beschäftigten hier im Mittelpunkt der Stadt. Heute ist das Gebäude ein architektonischer Zeitzeuge und mit der umlaufenden Terrasse ein Beispiel für eine großzügige Art des Bauens wie sie heute kaum noch möglich ist. Kunst und Architektur kamen hier in diesem Gebäude wie auch auf dem damaligen robotron-Campus programmatisch zusammen, um Gesellschaft nicht nur funktional zu begleiten, sondern zu gestalten.
Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde das Kombinat durch die Treuhandanstalt allmählich liquidiert. Ein Teil des Unternehmens existiert heute noch als Robotron Datenbanken-Systeme GmbH. Das Bürogebäude Atrium 1 und das Rechenzentrum wurden in den vergangenen Jahren abgerissen. Ab 1990 wurden in der ehemaligen Betriebsgaststätte vielfältige neue Nutzungen angesiedelt. Bis 2002 wurde noch Essen serviert, danach zogen im westlichen Speisesaal (Saal B) die Diskothek und Tanzbar Melly’s und im östlichen Saal (Saal A) die Probebühne der Semperoper ein. Die Räume im rückseitigen Anbau wurden als Yogastudio und als Lagerflächen genutzt.
Auf dem Gelände des ehemaligen VEB Kombinat Robotron befindet sich trotz vielfältiger Verluste durch die Abrisse der vergangenen Jahre auch heute noch Kunst am Bau, beispielsweise in Form eines Glas-Brunnens der Bildhauerin Leoni Wirth, Formsteinfassaden von Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht, aber auch die Fassadengestaltung aus Meißner Keramik von Roswitha Oehme-Heintze am Gebäude gegenüber
Gemeinsame Zwischennutzung 2021-2023 durch Kunsthaus Dresden und Ostrale Biennale
Seit dem Frühjahr 2021 haben das Kunsthauses Dresden – Städtische Galerie für Gegenwartskunst als Einrichtung der Museen der Stadt Dresden und das OSTRALE – Zentrum für zeitgenössische Kunst unter den aktuellen Bedingungen im Gebäude ohne Wasseranschlüsse und Strom erfolgreich verschiedene Ausstellungen und Veranstaltungen durchgeführt und damit auch einen Zugang und eine Nutzung für die Stadtgesellschaft und ihre Besucher:innen ermöglicht. Die robotron-Kantine soll in der historischen Bausubstanz für eine kulturelle Nutzung durch die Stadtgesellschaft erhalten bleiben – in welcher Form dies möglich sein kann, wird derzeit gemeinsam von den Eigentümern und den städtischen Behörden der Landeshauptstadt Dresden untersucht.
Rückblick 2021
Im Frühjahr 2021 fand mit Prelude Nordost Südwest erstmals eine Bespielung der Außenfassade mit zeitgenössischer Kunst im großen Format durch das Kunsthaus Dresden statt. Es folgte im Sommer die erfolgreiche Präsentation der internationalen Ausstellung OSTRALE Biennale O21 »Atemwende« im Rahmen des europäischen Projektes Flowing Connections.
Rückblick 2022
Im Jahr 2022 hat das Kunsthaus Dresden mit insgesamt fünf Ausstellungen und einer Vielzahl an Konzerten, Gesprächen, Vorträgen und Veranstaltungen in Kooperation mit lokalen und überregionalen Partnern der Öffentlichkeit ein breites Spektrum an zeitgenössischer Kunst, Architektur und Musik geboten. Das Jahr eröffnete im April mit dem CAMPUS-Projekt, bei dem Künstler:innen unterschiedlicher Generationen auf das Gebäude reagierten.Im April schloss sich die Ausstellung der bosnischen Künstlerin Šejla Kamerić Burn by Staying Cool an. Ende Juni folgte mit Fragments From Now for an Unfinished Future ein breites Spektrum junger künstlerischer Positionen aus ganz Deutschland in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung. Mit der »Sorge um den Bestand. Zehn Strategien für die Architektur« konnte im August gemeinsam mit dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA, dem BDA Sachsen und dem ZfBK- Zentrum für Baukultur Dresden eine wichtige Architekturausstellung nach Dresden gebracht werden, in der programmatisch ein neues architektonisches Denken und Arbeiten für die Zukunft gefordert wurde: Der Erhalt und das Weiternutzen bestehender Bauten, ein zirkulärer Einsatz von Material und ein nachhaltiger Umgang mit gewachsenen sozialen Strukturen für den Fortbestand der Erde. Im Rahmen von CAMPUS-Kantine eröffnete unter anderem eine ortsbezogene Soundinstallation der Künstlerin Antje Meichsner und mit der ‚Mini-Kantine‘ des Künstlers Christian Göthner entstand eine Hommage an den ehemaligen Nutzungskontext des Gebäudes. Von September bis November wurde mit »Nordost Südwest« ein großes internationales Kunstfestival gezeigt, das mit einem Konzert der libanesisch deutschen Avantgarde-Jazz-Band MASAA eröffnete. Das Projekt wurde vom Kunsthaus Dresden gemeinsam mit dem Europäischen Zentrum der Künste HELLERAU initiiert und war an 19 Standorten im Stadtraum von Dresden zu sehen.Weitere Partnerorganisationen aus Beirut, Bihać, Warschau und Dresden sowie die SLUB – Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, das Museums für Völkerkunde Dresden im Japanischen Palais und die Schenkung Sammlung Hoffmann der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden waren beteiligt.
2023
Im Frühjahr 2023 fand in Zusammenarbeit mit der TU Dresden die Ausstellung HYBRID SPACES statt. Außerdem das vom Kunsthaus Dresden veranstaltete Festival zeitgenössischer Musik »Cantine Vivante«. Im April 2023 begann der Ausstellungsaufbau für die zweite OSTRALE-Ausstellung, die am 10. Juni eröffnet.
2024
Am 2. Mai eröffnete in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut dem Klubnetz Dresden und zahlreichen Partner*innen der Dresdner Clubkultur die Ausstellung TECHNO WORLDS.
Seit dem Frühjahr 2021 haben das Kunsthaus Dresden - Städtische Galerie für Gegenwartskunst als Einrichtung der Museen der Stadt Dresden und die OSTRALE – Zentrum für zeitgenössische Kunst erfolgreich Ausstellungen und Kulturveranstaltungen in der robotron-Kantine durchgeführt. Dank der freundlichen Genehmigung der aktuellen Eigentümerin Gateway AG wurde in dem leerstehenden Gebäude – unter den aktuellen Bedingungen ohne Wasseranschlüsse oder Heizung – ein erster Zugang und eine nachhaltige Nutzung für die Stadtgesellschaft und ihre Besucher:innen möglich.
Die robotron-Kantine – so das gemeinsame Anliegen aller Beteiligten – soll in der historischen Bausubstanz für eine kulturelle Nutzung durch die Stadtgesellschaft erhalten bleiben. In welcher Form dies möglich sein kann, wird derzeit innerhalb der Stadtverwaltung der Landeshauptstadt Dresden geprüft.
Seit dem Frühjahr 2021 führt das städtische Kunsthaus basierend auf den erarbeiteten Konzepten einer besonderen auf Kollaboration und Teilhabe orientierten Nutzung mit verschiedenen regionalen und überregionalen Kulturpartnern – unter anderem zahlreichen Akteuren der lokalen Musikszene, der Fakultäten Architektur und Stadtentwicklung, dem Immersive Experience Lab der Fakultät Informatik, der Hochschule für Bildende Künste, dem Bund Deutscher Architekten sowie der Sächsischen Akademie der Künste sowie zahlreichen Partnern der freien Trägern der Kultur, unter anderem dem Verein OSTRALE – Zentrum für zeitgenössische Kunst e.V., aber auch dem Klubnetz e.V. und überregionalen Partnern wie dem Goethe-Institut oder der Friedrich-Ebert Stiftung erfolgreich Ausstellungen und Kulturveranstaltungen und Führungen in dem noch unsanierten Gebäude durch und unterstützte Dreharbeiten für Musikvideos.
Auf Grundlage des gemeinsam von Akteuren der Kommune und der Stadtgesellschaft erarbeiteten Nutzungs- und Betriebskonzeptes soll das Gebäude der ehemaligen Robotron-Kantine zu einem neuen Ort der Stadtgesellschaft für zeitgenössische internationale und regionale Kultur, Kollaboration und Teilhabe entwickelt werden.
In unmittelbarer Nachbarschaft des Deutschen Hygiene-Museums und an einem familienfreundlichen wie auch in Bezug auf eine Freizeitorientierung verbesserten Standort mit seiner Lage zwischen Altstadt und Großem Garten könnte so in Synergie mit den benachbarten Kultureinrichtungen ein neuer, auf die aktive Beteiligung von Bürgerschaft und Nachbarschaft verschiedener Generationen ausgerichteter Ort der Kunst entstehen, der auch in der Zusammenarbeit mit regionalen, überregionalen und internationalen Partner:innen Dresden als Kulturstadt in ihrer Vielfalt sichtbar und für unterschiedliche Zielgruppen zugänglich macht.
Für Fragen zu Veranstaltungen des Kunsthauses wenden Sie sich bitte an presse@kunsthausdresden.de.
Für Fragen zum Kunstfestival OSTRALE Biennale O21 / O23 wenden Sie sich bitte gern an post@ostrale.de.
Unser gemeinsamer Dank für die freundliche Zusammenarbeit in der temporären Nutzung geht an die Gateway Real Estate AG.