Ausstellung
Aufgewachsen in Deutschland in den achtziger Jahren, beschreibt Chris Kraus Annette Weisser »wie ihre Altersgenossen als gefangen zwischen einem Horror vor dem deutschen Faschismus wie auch dem Ekel vor den offiziellen Bekenntnissen der Reue.« (Artforum 10/13). Auslöser der Arbeiten ist ihre Faszination mit der Tatsache, dass diese Dekade der politischen Oppositionen und Ängste vor dem politischen Großerereignis der deutschen Wiedervereinigung aus dem Bewußtsein verschwunden ist wie auch eine Reflexion politischer Ereignisse und ihrer Mediatisierung. Repräsentativ für ein breites Spektrum ihrer Generation ruft sie in ihren Zeichnungen naive Hoffnungen und die Ängste dieser Zeit wach, in der Umweltkatastrophen, nukleare Bedrohung und die Politik des Kalten Krieges mit Wettrüstung und nuklearstrategischen Militärkonzepten den Hintergrund für eine politische Sozialisierung bildeten. Die Zeichnung »Weltretterin« von 1983 – Weisser war damals fünfzehn Jahre alt – bildet den Ausgangspunkt einer Serie von Holzschnitten. »Blöckflötenmädchen« und »Angst, unspezifisch, grau« reflektieren die abstrakten und konkreten Ängste jener Epoche als Vorgeschichte oder Zwischenkapitel zu den weiteren Ereignissen der deutschen Geschichte, während die Serie »Make yourself Available« die damaligen ersten Anzeichen einer neuen Risikogesellschaft (Ulrich Beck) reflektiert.
Annette Weisser (* 1968 in Villingen/Schwarzwald) lebt und arbeitet in Berlin und Los Angeles. Sie lehrt seit 2007 am Art Center College of Design, Pasadena (Graduate Art). Weisser studierte an der Hochschule für Künste Bremen und der Kunsthochschule für Medien Köln.
Kuratiert von Christiane Mennicke-Schwarz