Vielfalt zeigen,
Bildung erleben

Fort: Morgen letzter Tag

8. Mär 13 21. Apr 13

Öffnungszeiten
Di — Do: 14:00 — 19:00
Fr — So: 11:00 — 19:00
Eintritt
4 € pro Person | 2,50 € ermäßigt
Freitag ab 12:00 freier Eintritt (ausgenommen Feiertage)

Ausstellung

»Ein Bild, wie es das Leben uns bietet, ruft im Augenblick, in dem wir seiner ansichtig werden, verschiedenartige Empfindungen hervor,« schreibt Marcel Proust. »Was wir Wirklichkeit nennen, ist ein gewisses Zueinander von Sinneseindrücken und Erinnerungen.« Genau das rückt FORT ins Zentrum, wodurch eine atmosphärische Dichte entsteht.

Das Motiv des Erinnerns als öffnenden Zwischenraum wird in der Arbeit KUBLAI‘S PLAN, 2012, aufgegriffen. »That Sunny Domes Those Caves of Ice« ist ein Ausschnitt aus einem Gedicht von Samuel Taylor Coleridge. Es erzählt von einem Palast, der zwanzig Jahre später auch in der ersten abendländischen Fassung einer persischen Geschichtensammlung von Rashid-Al-Din vorkommt. Hier ist zu lesen: »Im Osten von Shang-tu errichtete Kublai Khan einen Palast nach einem Plan, den er in einem Traum geschaut und im Gedächtnis behalten hatte«.

MORGEN LETZTER TAG im Kunsthaus Dresden – Städtische Galerie für Gegenwartskunst ist die erste institutionelle Einzelausstellung des Künstlerkollektivs FORT. Entsprechend dem Titel präsentiert sich das Kunsthaus für die Dauer der Ausstellung mit einer verbarrikadierten Fassade. Nur das Erdgeschoss ermöglicht die Sicht ins Innere. Hier inszeniert FORT eine Blicksituation, in der der Betrachter mit genau diesem Motto konfrontiert wird.

Die Ausstellunggestaltung folgt dem Motiv »MORGEN LETZTER TAG«. Die verriegelten Fenster und abgedunkelten Räume des Obergeschosses erzeugen eine Twilight-Zone. Eine Jukebox kann durch eine beim Kauf der Eintrittskarte erhaltene Münze aktiviert werden.

Den Song im Ohr findet sich der Besucher beim Betreten des angrenzenden Raumes auf dem Beckenboden eines Swimmingpools wieder, der an einen verlassenen Sommerort nach Saisonende erinnert. Sobald die Poolwand überwunden ist, wird der Besucher einer Ansammlung verfremdeter Objekte gewahr.

Die Videoarbeit THE SHINING zeigt eine Clubsituation, in der Kinder zu Technomusik tanzen. Sound und Bild sind verlangsamt, was das Wechselspiel aus kindlicher Unschuld und nachgeahmter Pose freilegt. Die Stimmung schwankt zwischen energetischer Leichtigkeit und beunruhigender Erwartung, eine Zweideutigkeit, die auch im Titel der Arbeit aufgegriffen wird. Shining ist die Bezeichnung eines Lichtphänomens, aber auch der Verweis auf den gleichnamigen Horrorfilm von Stanley Kubrick. Diese spannungsreiche Melange verbindet nicht nur die präsentierten Arbeiten von FORT, sondern macht auch die ästhetische Erfahrung der gesamten Ausstellung aus.

Künstler:innen

Fort: Anna Jandt, Jenny Kropp und Alberta Niemann

Das Künstlerkollektiv FORT wurde 2008 von Anna Jandt (geboren 1980), Jenny Kropp
(geboren 1978) und Alberta Niemann (geboren 1982) ins Leben gerufen. Die erste
gemeinsame Ausstellung fand im gleichen Jahr in den KW Berlin statt, wo
die Gruppe die Installation »Hotel Marienbad« präsentierte. 2009 folgte die viel beachtete Ausstellung »Point Gray« im Neuen Museum Weserburg in Bremen, seither war FORT in mehreren internationalen Gruppenausstellungen vertreten, unter anderem im Museum of Modern Art in Warschau (»Wystawa«, 2010), im La Maison Rouge in Paris (»Mémoires du Futur – La Collection Olbricht«, 2011) sowie in den KW Berlin (»ONE ON ONE«, 2012). 2012 zeigten sie ihre Rauminstallation »Leck« in der Galerie Crone (Berlin). Das Künstlerkollektiv wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, unter anderem dem renommierten Karl Schmidt-Rottluff Stipendium 2012. Zuletzt erhielt FORT den Karl H. Ditze Preis der Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg. Kürzlich wurden die Künstlerinnen zudem für den »Zurich Art Prize« im Haus Konstruktiv nominiert.

Kuratiert von Petra Reichensperger 

Das Kunsthaus Dresden arbeitet seit Anfang 2012 mit FORT zusammen. In der Gruppenausstellung »Settings«, die vom 3. August bis zum 14. Oktober 2012 im Kunsthaus Dresden präsentiert wurde, war FORT mit der Filminstallation »LOU«, 2012, vertreten. Auf dem Festival »Testing (Re-)Production«, das am 11. und 12. Januar 2013 in Kooperation mit dem Muzeum Sztuki in Łodz stattgefunden hat, haben die Künstlerinnen »LOW LID«, 2012/2013 in der Sonderausstellung »Correspondences. Modern Art and Universalism« performt.