Vielfalt zeigen,
Bildung erleben
KI generiert: Das Bild zeigt ein urbanes Gartenprojekt mit dem Namen "Parzelle 3", das durch verschiedene Schilder und Beschreibungen vor einem Holzgebäude dargestellt wird. Im Vordergrund steht eine Informationstafel mit detaillierter Beschreibung des Projekts.

Parzelle 3

Künstlerische Projekte und temporäre Ausstellungen zu Themen der Koexistenz von Mensch und Natur
Öffnungszeiten
täglich geöffnet
Eintritt
frei

Das Kunsthaus Dresden hat seit 2019 eine Außenstelle für künstlerische Gartenprojekte in einer Gartenanlage, dem Kleingärtnerverein »Flora I« e. V. in Dresden-Striesen. Gezeigt werden Ausstellungen sowie permanente ortsbezogene Gartenkunstprojekte unter freiem Himmel.

KI generiert: Auf dem Bild steht eine lächelnde Frau vor einer mit Blatt- und Blütenmustern bemalten Wand neben einem Gitter. Sie trägt ein schwarzes T-Shirt mit einer deutschen Aufschrift und rote gemusterte Hosen.

Gabriela Oberkofler: MYZEL und WELTGARTEN

Seit 28. Apr 2022

Das Wandbild mit dem Titel »Myzel« wurde von Gabriela Oberkofler als permanente Wandgestaltung eigens für den Standort im Kleingartenverein Flora I im Frühjahr 2022 entwickelt. Die hauchzarten Wurzelfäden des Myzels von Pilzen, so zum Beispiel des Mykhorriza-Pilzes, sind eine wichtige Inspirationsquelle für die Wandgestaltung, die eine Fläche von 16qm einnimmt. Der Pilz, dessen Myzel andere Pflanzen mit Nährstoffen und Abwehrkräften versorgt, ist wesentlich für die Evolution und den Fortbestand von Landpflanzen. Das filigrane Geflecht der Motive in den Zeichnungen veranschaulicht wie in natürlichen Umgebungen alles miteinander in Wechselwirkung steht und wie das Zusammenwirken unterschiedlicher Lebewesen die Voraussetzung dafür ist, dass einzelne Organismen lebensfähig sind.

Der Schaugarten »Weltgarten« der Südtiroler Künstlerin wurde von der Pavillonausstellung der Parzelle 3 2022 als permanente Installation in die Flora I übernommen.

Die Ausstellung »Api étoilé – Ein wachsendes Archiv« vermittelte die konkrete Anschauung und den Erhalt lebendigen kulturellen Wissens durch Videoinstallationen, kleinteilige Zeichnungen und ein groß angelegtes Samenarchiv. Für mehr Infos folgen Sie bitte dem Link.

Die Pflanzkisten des mobilen »Weltgartens« zeigen altes Gemüse und unterschiedliche Mischkulturen, in denen die Pflanzen einander im Wachstum und in der Abwehr von Fressfeinden unterstützen, so zum Beispiel eine Kombination aus Tomate und Zimtbasilikum.

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DSC 7866Foto: © Anja Schneider

Patrick Will: Urtica D.

19. Apr – 22. Sep 2024

Patrick Will setzt sich in seiner künstlerischen Arbeit mit Fragen zum Wert von Pflanzen auseinander. Wie viele vermeintliche ‚Un‘-Kräuter ist die Brennnessel (Urtica) seit Jahrhunderten Teil europäischer Kultur und eine Begleiterin von Menschen. Aus ihren Fasern wurden Stoff und Farbe gewonnen, die aus ihr gewonnene Lauge unterstützt die Regeneration des Bodens. Will erzählt die Geschichte von Spielräumen aus der Perspektive dieses pflanzlichen Akteurs: Brennnesseln gehörten dazu, im bäuerlichen Gemüsegarten oder im Schatten des Misthaufens. Trotz ihrer gefürchteten Brennhärchen boten sie dem Menschen, sei es als Nahrungsmittel oder Material zur Textilherstellung, beständig ihre Kooperation an. Brennnesselsuppe ist Teil der Kindheitserinnerung älterer Generationen. 

Doch die ausgewachsenen Pflanzen sind frustriert und müssen handeln: Herbizide und regelmäßiges Jäten der menschlichen Bauern begrenzen ihren Lebensraum auf dem trostlosen Haufen, der zudem immer größer wird und ihnen kostbarstes Licht nimmt.

Patrick Will zeigt unter anderem in seiner botanischen Doku-Fiction letzte Handlungsmöglichkeiten der Pflanze. Denn obwohl sie für eine Gruppe außerordentlich widerstandsfähiger Pflanzen stehen, sind einige ihrer Artgenoss:innen bereits so zurückgedrängt, dass sie nur noch selten zu finden sind. Während der dreimonatigen Ausstellung sind lebende Vertreter:innen im Kleingartenverein vor Ort und gern bereit, auch dort neue Kooperationen einzugehen.

Unterhose Patrickwill 5 1024x685Nesselfaser-Unterhose © Patrick Will
Still Urtica Dioica 01 1024x540Still aus dem Film »Urtica dioca« | © Patrick Will, 2023
KI generiert: Das Bild zeigt eine Nahaufnahme eines Zweiges mit dunkelroten Beeren und einem dahinterliegenden, teilweise beschädigten Blatt. Die Farben der Pflanze heben sich lebendig vom unscharfen Hintergrund ab.

Fatma Bucak: DAMASKUS ROSE & AN INTERLUDE

Seit 2. Okt 2022

Damaszener Rosen und Heilpflanzengarten im Kräutergarten FLORA I

Die Damaszener-Rose ist eine beliebte und in der syrischen Kultur außerordentlich wichtige Pflanze aus der u. a. Rosenöl oder Rosenwasser hergestellt werden. Das Projekt »Damaskus Rose« wurde von der Künstlerin Fatma Bucak als Langzeitprojekt auf den Weg gebracht, um zur Rekultivierung der Damaszener-Rose beizutragen. Aufgrund des anhaltenden syrischen Bürgerkriegs wurden viele der Rosenfelder im Land aufgegeben. Die Künstlerin hat sich im Jahr 2016 Damaszener-Rosen-Zweige aus Syrien schicken lassen, um sie auf andere Rosenpflanzen aufzupfropfen und so zu erhalten. Zwei Damaszener-Rosen wurden im Rahmen ihrer Ausstellung While the Dust Quickly Falls im Kunsthaus Dresden ausgestellt und nun im Kräutergarten des Kleingärtnervereins »Flora I« e.V. angesiedelt.

KI generiert: Das Bild zeigt einen Gemeinschaftsgarten in einer städtischen Umgebung mit einem kleinen Holzhäuschen und vielen Pflanzen. Menschen spazieren entlang eines Zauns, der den Gartenbereich umgibt.

»An Interlude« ist ein künstlerisches Pflanzenarchiv von Fatma Bucak in Zusammenarbeit mit der Wiener Botanikerin Bettina Bein-Lobmaier, das 15 verschiedene Pflanzenarten versammelt, die im Laufe der Geschichte für unterschiedliche Zwecke verwendet wurden: in kleinen Mengen zur Heilung menschlicher Krankheiten und Verletzungen und in großen Mengen als giftige Substanzen.

Das Pflanzenarchiv war im Sommer 2022 Bestandteil der Ausstellung »While the Dust Quickly Falls« im Kunsthaus Dresden. Gezeigt wurden die Pflanzen dort in Industrieregalen wie sie in Arbeits- und Untersuchungsräumen, wie z. B. Gewächshäusern oder Laboren, verwendet werden. Im Rahmen des Projektes Parzelle 3 durften die Pflanzen in den Kräutergarten der Flora I umsiedeln und bieten hier den Verweilenden in ihrem weiteren Wachsen und Gedeihen als Heilpflanzengarten einen Moment des Innehaltens vom Alltag und der metaphorischen Heilung.

Fatma Bucak, 1984 in der Türkei geboren, lebt und arbeitet in London und Turin. Grenzen, kulturelles Erbe, die Unumkehrbarkeit von Geschichte und die Vertreibung von Menschen und Erinnerungen sind ein zentrales Thema ihrer künstlerischen Projekte.

DSC 2484 3Foto: ©Anja Schneider
DSC 5280Foto: ©Anja Schneider
KI generiert: Das Bild zeigt eine Pflanzensammlung in einem Garten, ergänzt durch ein Hinweisschild, das detaillierte Informationen über den "Gnadengarten" bietet. Hinter dem Schild sind verschiedene blühende Pflanzen zu sehen.Ulrike Mohr: Gnadengarten, Sommer 2022 | Foto: © Anja Schneider

Ulrike Mohr: GNADENGARTEN

2. Apr 2021 – 1. Mär 2025 

Unkraut, Wildkraut, Nutzpflanze – invasiv oder dekorativ – nach welchen Gesichtspunkten bewerten Menschen die Pflanzen in ihrer Umgebung? Die Künstlerin Ulrike Mohr hat die Pflanzen eines brach liegenden Gartens (Parzelle 3) vor seiner Umgestaltung im halb verwilderten Zustand erfasst, um einen neuen Garten zu gründen, der anderen Regeln folgt – den Gnadengarten.

Der Garten hatte sich im Sommer 2020 in ein wildes, blühendes Mohnfeld mit zahllosen Wildkräutern verwandelt. Über 50 verschiedene Wild- und Kulturpflanzen wurden in Zusammenarbeit mit der Gärtnerin Sabine Kroehs ausgegraben und das Saatgut aller einjährigen Pflanzen geerntet. Das Projekt kann in einer ersten Phase vor der Fertigstellung besichtigt werden, es wird in den kommenden Tagen durch Aussaat und Wachstum komplettiert.

Ulrike Mohr (1970 in Tuttlingen) ist bildende Künstlerin. Sie studierte an der Kunsthochschule Weißensee. In ihren Arbeiten  untersucht sie aus dem Zusammenleben des Menschen mit der Natur hervorgegangene Kulturtechniken.

1 FOTO ULRIKE MOHR Bestand Parzelle 3 In 2020Gnadengarten, Wildwuchs 2020 | Foto: © Ulrike Mohr
068 FOTO ULRIKE MOHR Bestand Parzelle 3 In 20201Zustand Parzelle 3 2020 | Foto: © Ulrike Mohr
KI generiert: Das Bild zeigt eine Person in roter Jacke und grüner Mütze, die sich über einen Plattenspieler beugt und diesen bedient. Die Szene spielt sich wahrscheinlich im Freien oder in einem offenen Raum ab.

Sonya Schönberger: MEIN GARTEN

Seit 2. Apr 2022

Mein Garten ist eine Sound- und Textcollage, die auf Interviews basiert, die die Künstlerin Sonya Schönberger in der Flora I geführt hat.

In den Gesprächen mit Kleingartenpächter:innen ging es um Expertisen und Ansichten zum Thema Garten ebenso wie um Erinnerungen und Zukunftsaussichten von Menschen ganz unterschiedlicher Generationen und ihrer Hintergründe, deren Lebenswege sich im Kleingarten kreuzen. Während die individuellen Erfahrungen und Perspektiven, die fast ein Jahrhundert umspannen, unterschiedlich sind, bildet der Garten einen gemeinsamen Erfahrungsraum. Die von Sonya Schönberger zusammengestellten Gespräche wurden in Zusammenarbeit mit der Gestalterin Lea Maria Wittich in typografische Bilder übertragen – Bäume, Beete und andere Motive, die den Garten prägen.

Darüber hinaus verarbeitet die musikalische Collage, die das überraschende Ergebnis einer Zusammenarbeit der Künstlerin mit dem Soundkünstler Norbert Lang ist, die Audio-Interviews aus dem Garten zu individuellen Loops wie auch einer musikalischen Klangkomposition. Es entsteht ein vielschichtiges Klangbild, das zum Nachdenken über die individuelle Momentaufnahme im Verhältnis zu den Zyklen der Jahreszeiten und der Zeitgeschichte einlädt. Die aus 13 Tracks bestehende Komposition »Mein Garten« ist im Garten über QR-Codes oder auf Audiogeräten, die in der Gaststätte El Horst ausgeliehen werden können, zu hören. »Mein Garten« erscheint zusätzlich als Schallplatte, die über das Kunsthaus bezogen werden kann.

KI generiert: Das Bild zeigt einen Garten mit Sonnenblumen im Vordergrund, Obstbäumen und einem Stapel aus Holzbalken im Hintergrund. Es vermittelt eine ländliche, naturverbundene Atmosphäre.

Olaf Holzapfel: ARENA

2. Apr 2021 – 1. Mär 2025 

Was sagen handwerkliche Fähigkeiten über die Kultur einer Region und ihr Verhältnis zur Natur aus? Die für das Projekt Parzelle 3 in der Kleingartenanlage entworfene große Holzplastik von Olaf Holzapfel ist in einer Blockhaus-Technik gefertigt, die in Europa weit verbreitet war, bevor sie durch andere nicht nachwachsende Baustoffe abgelöst wurde.

Die unbehandelten Fichtenstämme, die Olaf Holzapfel zusammen gefügt hat, weisen überall die Spuren des Borkenkäfers auf. Sie stammen aus dem riesigen Waldbestand, der in den vergangenen drei Jahren aufgrund der globalen Klimaerwärmung in Deutschland abgestorben ist. Dem Künstler geht es jedoch auch um langfristige Perspektiven: Wäre es möglich, dass die Stadtplanung der Zukunft aufgrund der Klimaerwärmung anders aussehen wird?

Olaf Holzapfel (*1967 in Dresden) ist bildender Künstler. Nach dem Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden  steht die Beziehung von Mensch und Landschaft und handwerklichen Wissens aus der Natur im Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit.

KI generiert: Das Bild zeigt eine Holzstruktur mit einem Schild, auf dem der Name "Olaf Holzapfel" und der Titel "ARENA" steht, inmitten eines üppig bepflanzten Gartens mit Bäumen und Blumen. Im Hintergrund sind einige Gebäude und mehr Vegetation zu sehen.Foto: © Anja Schneider
KI generiert: Das Bild zeigt ein urbanes Gartenprojekt mit dem Namen "Parzelle 3", das durch verschiedene Schilder und Beschreibungen vor einem Holzgebäude dargestellt wird. Im Vordergrund steht eine Informationstafel mit detaillierter Beschreibung des Projekts.© Anja Schneider

Nana Petzet: HARMAS KGV

2. Apr 2021 – 1. Mär 2025

In mitten der Kleingärten ist ein künstlerischer Modellgarten zur Beobachtung seltener und bedrohter Pflanzen in der Region entstanden. Die Künstlerin Nana Petzet entwickelte den Garten Harmas KGV, um am Beispiel von gefährdeten heimischen Wildblumen und –gräsern die Wechselwirkung zwischen Mikroklimata, besonderen vor Ort zu findenden Böden und dem langfristigen Wachstum und Verhalten der Wildpflanzen möglich zu machen. Rund um den Ausstellungspavillon wurde Pläner, ein für die Region charakteristisches Gestein aus der Kreidezeit, vermischt mit Lößlehm, aufgeschichtet.

Hanglagen in allen vier Himmelsrichtungen bieten den Pflanzen je unterschiedliche mikroklimatische Bedingungen. An der Außenwand des Pavillons laden Pflanzenportraits zur Begegnung mit den hier angesiedelten selten gewordenen heimischen Wildpflanzen ein, deren Entwicklung vor Ort beobachtet werden kann. Steinige, unwirtliche und von Wildpflanzen bewachsene Gelände, die es heute nur noch selten gibt, bezeichnet man in Südfrankreich als Harmas. Der südfranzösische Forschungsgarten den Jean-Henry Fabre, eines der Pioniere der wissenschaftlichen Insektenforschung Ende des 19ten Jahrhunderts, ist die Inspiration für das künstlerische Forschungsvorhaben und Langzeitprojekt Harmas KGV von Nana Petzet.

Nana Petzet (*1962) ist bildende Künstlerin. Nach einem Studium an der Akademie der Bildenden Künste München und der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg steht die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen und die besondere Rolle von Grünräumen in der Stadt im Zentrum ihrer Arbeit.

Saisonauftakt und Eröffnung im Garten NANA PETZET: WACHSTUMSBERICHT Recherchen und Beobachtungen von 2020- 23 im künstlerischen Forschungsgarten HARMAS KGVFoto: © Anja Schneider
Saisonauftakt und Eröffnung im Garten NANA PETZET: WACHSTUMSBERICHT Recherchen und Beobachtungen von 2020 – 2023 im künstlerischen Forschungsgarten HARMAS KGVFoto: © Anja Schneider