Vielfalt zeigen,
Bildung erleben

Seiichi Furuya. Was wir sehen

Dresden 1984 — 1985

1. Apr 15 31. Mai 15

Seiichi Furuya hat Anfang der achtziger Jahre die österreichische Fotografieszene entscheidend mitgeprägt. Er ist Mitbegründer der Zeitschrift Camera Austria und stellte auch durch die Mitorganisation zahlreicher Ausstellungen japanischer Fotografie einen lebendigen Austausch zwischen seinem langjährigen Lebensmittelpunkt Österreich und seinem Herkunftsland Japan her. In Anerkennung seines fotografischen Werkes und der von ihm herausgegebenen Fotografiebände erhielt er 1994 den Camera Austria-Preis für zeitgenössische Fotografie der Stadt Graz.

Das fotografische Werk wie auch das Leben Seiichi Furuyas verbinden sich Mitte der achtziger Jahre auf einzigartige Weise mit dem Alltagsleben und der gesellschaftlich-politischen Entwicklung der damaligen DDR und insbesondere mit Dresden. Die Fotografien des in Japan geborenen Furuya beleuchten das Verhältnis zwischen individueller und politischer Geschichte und berühren unser Verständnis von Zeitgenossenschaft und Erinnerung in einem übergreifenden Sinne. Mit der Erinnerung an das gemeinsame Leben mit seiner jungen Familie und den Verlust seiner Frau durch Suizid, reflektiert Furuyas Werk auch ein integriertes Verständnis der biografischen und zeitgeschichtlichen Ereignisse im Zusammenhang mit dem politischen Systemwechsel in Staaten Mittel- und Osteuropas.

Gesehen mit den Augen eines Fotografen, der diesem politischen System und dieser Kultur fremd gegenübersteht und zugleich in dieser Fremde die Intimität, tiefen Ängste und glücklichen Momente seiner Familie erlebt und festhält, ermöglichen die in Dresden 1984 und 1985 entstandenen Aufnahmen Furuyas einen einzigartigen Blick in die Geschlossene Gesellschaft1 der sozialistischen Republik. Ausgebildet als Architekt und Fotograf zog Seiichi Furuya zunächst nach Österreich und nahm zur Absicherung des Lebensunterhalts eine Tätigkeit als Übersetzer für eine japanische Baufirma an. Diese führte das junge Paar und ihren dreijährigen Sohn 1984/85 in die damalige DDR – nach Dresden.

Was wir sehen. Dresden 1984 – 1985 im Kunsthaus Dresden zeigt mit einer Auswahl von 70 Farb- und Schwarzweißaufnahmen und einer Diainstallation das zentrale und bis heute in einem fortlaufenden künstlerischen Verarbeitungs- und Archivierungsprozess befindliche Werk Seiichi Furuyas am Ort seiner Entstehung. Die für die Ausstellung ausgewählten Motive werden zum großen Teil erstmals in einer Ausstellung präsentiert und ergänzen das bisher vorliegende Bildmaterial zu Dresden in den achtziger Jahren. In den durch die sozialistische Architektur und den typischen Kleidungsstil dieser Zeit geprägten urbanen Motiven Dresdens, der Prager Straße, dem Dresdner Zoo oder auf dem Rummelplatz durchdringen sich die politischen und privaten Räume und Umstände dieser Zeit. Zwischen den Aufnahmen seiner Frau Christine mit lächelndem oder in sich verschlossenem Gesichtsausdruck, ihrer schlanken Figur in der Kulisse der sozialistischen Repräsentationsarchitektur oder auf dem Spielplatz, einem sonnendurchstrahlten zeittypischen Interieur und dem zwischen Ruinen in der Dresdner Innenstadt spielenden Sohn entstehen schwebende, ‚mögliche’ Beziehungen.

Anlässlich der Ausstellung Was wir sehen. Dresden 1984 – 1985 erscheint in Zusammenarbeit mit der Galerie Thomas Fischer, Berlin, eine Edition, die im Kunsthaus Dresden erworben werden kann. Die Ausstellung im Kunsthaus Dresden wird mit einer Einzelausstellung von Lysann Buschbeck, einer jungen Dresdner Fotokünstlerin flankiert. 

Parallel zeigen die Technischen Sammlungen Dresden eine weitere Ausstellung mit Werken des Künstlers: SEIICHI FURUYA GRAVITATION. Fotografien 1978-1994.
2. April – 12. Juli 2015 in den Technischen Sammlungen Dresden

In Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Kunstverein und der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig. Dort wird vom 11. April - 28. Juni 2015 die Ausstellung  SEIICHI FURUYA: ERINNERUNG – KONTROLLE präsentiert. 

Mit Dank für die Zusammenarbeit an die Galerie Thomas Fischer, Berlin. Gefördert durch das Bundeskanzleramt Österreich und die Japan Foundation.