Ausstellung
Systeme sind abstrakt, aber ihre Manifestierung ist sichtbar – besonders im öffentlichen Raum. Das Visual Seminar in Sofia untersucht Kulturen des Visuellen in sogenannten Transformationsgesellschaften zwischen Sozialismus und Kapitalismus.
relations verband die bulgarischen KünstlerInnen und TheoretikerInnen mit dem Kunsthaus Dresden für Wildes Kapital. Das Projekt thematisiert die Unterschiedlichkeit der urbanen Erscheinungsbilder von Sofia und Dresden und die Auswirkungen ökonomischer Prozesse auf ihr symbolisches Kapital.
Die Ausstellung WILDES KAPITAL/WILD CAPITAL mit 19 Künstler/innen und Künstlergruppen aus verschiedenen ost- und westeuropäischen Städten untersucht urbane Orte der Verheißung zwischen Ökonomie und Alltag. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit dem Visual Seminar, Sofia, und relations und ist ein Resultat von Begegnungen und Diskussionen zur Entwicklung städtischer Räume am Beispiel von Sofia und Dresden. Mit der Auflösung des Staatssozialismus begann in beiden Städten ein radikaler Wandel von Lebens- und Wirtschaftsweisen. Die Erfahrung der Transformationsprozesse und der damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen ist Gegenstand künstlerischer Reflexionsprozesse in verschiedenen europäischen Ländern.
»Der Sozialismus siegt« – dieser Slogan stand für mehrere Jahre in hellen Neon-Lettern auf dem Pirnaischen Tor, einem Wohn- und Gaststättenkomplex im Herzen der Dresdner Innenstadt, bevor er Ende der achtziger Jahre über Nacht abmontiert wurde und nunmehr nur noch in Erinnerungen, so unter anderem in Via Lewandowskys Beitrag für das Leipziger Projekt »Heimat Moderne« fortbesteht. Obwohl das Erscheinungsbild der Städte sich im Übergang vom Sozialismus zum neuen Gesellschaftssystem massiv verändert hat, wäre es wohl kaum vorstellbar, dass heute ein Schriftzug mit dem Wortlaut »Der Kapitalismus siegt« auf einem Gebäude prangend das neue Wirtschaftssystem bewirbt. Dennoch wird der Systemwandel durch Neubauten, Werbung, die Rekonstruktion historischer Bauten und die touristische Vermarktung städtischer Räume sichtbar.
Wildes Kapital / Wild Capital lautet der Titel eines im Spätsommer und im Winter 2006 in Dresden stattfindenden Projekts, das auf Begegnungen zwischen Sofia und Dresden basiert. Es verdankt seinen Ursprung zwei unabhängig voneinander entst andenen Initiativen: Dem Visual Seminar aus Bulgarien, einem Projekt des Institute of Contemporary Art Sofia in Zusammenarbeit mit dem Center for Advanced Study in Sofia, welches sich über einen Zeitraum von zwei Jahren den Veränderungen des Stadtbildes im Übergang vom Sozialismus zum Kaptalismus widmet, und einer Gruppe von KünstlerInnen, KuratorInnen und anderen kulturellen AkteurInnen aus Deutschland und Westeuropa, die seit mehreren Jahren zum gesellschaftlichem Wandel des urbanen Raumes in Dresden gearbeitet haben, unter anderem in dem Projekt »DRESDENPostplatz«, und im Umfeld des Kunsthauses Dresden weiterhin aktiv sind. Ausschlaggebend für die Zusammenarbeit für Wildes Kapital / Wild Capital war die Begegnung beider Projekte im Rahmen von relations.
Beteiligte Künstler:innen
Mit Luchezar Boyadjiev (Sofia), Pavel Braila (Chisinau), DRESDENPostplatz, Fucking Good Art (Rotterdam), Javor Gardev (Sofia), Eva Hertzsch & Adam Page (Dresden), Hörner & Antlfinger (Berlin), Inventory (Toulouse/ London), Andrea Knobloch (Düsseldorf), Anne König & Jan Wenzel (Leipzig), Ivan Moudov (Sofia), Observatorium (Rotterdam), POP 8 (Dresden), Kiril Prashkov (Sofia), REINIGUNGSGESELLSCHAFT (Dresden), Christoph Schäfer (Hamburg), Kalin Serapionov (Sofia), Antje Schiffers (Berlin), Andreas Siekmann (Berlin), spot_off (Dresden), STAFETA: Svea Duwe, Dirk Lange, Grit Ruhland, Demjan Tschistjakow (Dresden), Krassimir Terziev (Sofia), Ingo Vetter (Berlin), Visual Seminar (Sofia)
Ein Projekt kuratiert von Torsten Birne, Sophie Goltz, Christiane Mennicke in Zusammenarbeit mit Visual Seminar, Sofia, und relations. relations ist ein Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes.
Unterstützer
Mit Unterstützung der Mondriaan Stichting Amsterdam und das ifa Institut für Auslandsbeziehungen aus Mitteln der Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes.