Die Vortragsreihe Kunstbegriffe wurde initiiert vom Kunsthaus Dresden in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Bildende Kunst Sachsen e. V. und der Hochschule für Bildende Künste Dresden sowie dem Kunstfonds des Freistaates Sachsen / Staatliche Kunstsammlungen Dresden.
Verantwortlich für Idee und Konzeption der Reihe: Lydia Hempel (Landesverband Bildende Kunst Sachsen e. V.), Christiane Mennicke-Schwarz (Kunsthaus Dresden – Städtische Galerie für Gegenwartskunst) und Angela Matyssek (Hochschule für Bildende Künste, Dresden).
Bisherige Veranstaltungen:
28. November 2024
Nike Bätzner, Professorin für Kunstgeschichte an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (Saale)
Aktiv zu sein, scheint notwendig angesichts der aktuellen polyvalenten Krisen und einer Zukunft, die keine Heilsversprechen mehr birgt. Aktivist*innen kritisieren vermeintlich unausweichliche Gegebenheiten, wollen handeln, aufbrechen, gestalten, wachrütteln, umkrempeln – und sind dabei erfindungsreich und schöpferisch. Daher sind die Künste prädestiniert dafür, zur Plattform für aktivistische Ausdrucksformen zu werden.
Uns soll es um Kunstformen gehen, die dem Widerspruch zwischen individueller Selbstermächtigung und dominanten repressiven Strukturen aus verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichen Strategien begegnen. Um Kunst, die sich nicht nur in den Institutionen einrichtet, sondern auf die Straße drängt. Welche Praktiken und Taktiken, welche Symbole und Motive werden dafür genutzt?
Das Living Theatre oder Lo Zoo haben schon in den 1950er/1960ern im Zuge der Counter Culture–Bewegungen mit Straßentheater die „Dressur“ durch die Konsumkultur heiter subversiv angegriffen. Die Pussy Riots bezeichnen ihre Aktionen als „Punk Prayer“ oder „Velvet Terrorism“. Thomas Hirschhorn will mit unterschiedlichen Kollektiven einen ereignishaften, neuen Begriff von Monument erschaffen. Teresa Margolles entwickelt aus der Trauerarbeit Kraft und Schönheit. Allen geht es um eine vitalisierende Provokation, um Verausgabung, optimistische Kompliz*innenschaft, eine multisensuelle Ästhetik und die Entwicklung von interagierenden Handlungs(spiel)räumen. Es geht um Bewusstseinsbildung und eine Entfesselung von Prozessen, um Ver-Antwortung – nicht um Realpolitik.
Skeptiker*innen setzen einem vermeintlich „selbstbezüglichen Aktionismus“ und ideologiegeleitetem Agit prop immer wieder die Autonomie der Kunst entgegen.
Trotz der Berechtigung eines „Eigensinns“ der Kunst ist die Frage zu stellen, was die Spezifik von künstlerischem Aktivismus ausmacht, worin seine Potentialität besteht, welche Versprechen und welche Aussichten er geben kann.
In einer Zusammenarbeit von Kunsthaus Dresden, Landesverband Bildende Kunst Sachsen e.V., Hochschule für Bildende Künste Dresden, Sammlung Kunstfonds / Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Eintritt frei
Vortragssaal Hochschule für Bildende Künste Güntzstraße 34 01307 Dresden
7. November 2023
Ursula Ströbele (Kunsthistorikerin, Hochschule der Künste, Braunschweig)
Von Hans Haacke zu Pierre Huyghe. Non-Human Living Sculptures zwischen Systemtheorie und Ökologiekritik
Ein Vortrag von Ursula Ströbele im Rahmen der Ausstellung Lois Weinberger »Relatives« und der Reihe Kunstbegriffe, eine Vortragsreihe in Zusammenarbeit dem Landesverband Bildende Kunst Sachsen e.V. und der HfBK Dresden.
GEMEINSAM MIT DER KUNSTHISTORIKERIN URSULA STRÖBELE RICHTEN WIR DEN BLICK AUF KUNSTFORMEN, DENEN MAN AUF OFFENGELASSENEN BAHNGLEISEN, KOMPOSTAREALEN VON SCHLOSSGÄRTEN ODER IN EISHOCKEY-HALLEN BEGEGNET UND DIE DIE ÖKOLOGIE IN DEN KUNSTRAUM HOLEN. ALS MATERIAL DER KUNST WERDEN BIENENSCHWÄRME, PODENKOS, NEOPHYTEN, MIKROBEN ODER PILZE MIT EINBEZOGEN.
Seit 2018 erkämpfen sich Schüler*innen und junge Menschen mit der Fridays for Future-Bewegung den Weg auf die Straßen, mit einem glasklaren Ziel: weltweit den Klimaschutz bei den politischen Entscheidungsträger*innen einzufordern. Erbitterter noch: die Letzte Generation, die mit den gleichen Hintergründen eine radikale Aufmerksamkeitsverschiebung erwirken will: Alles soll endlich auf sie blicken: die Ökologie! Als »Wissenschaft von den Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt« (Oxford Languages, 2023) ist die Ökologie nicht nur das, was den Menschen umgibt, sondern das, was den Menschen mit seiner Umwelt verbindet – und darüber hinaus alle Lebewesen und Existenzformen. Spätestens seit den 1950er und 1960er Jahren fasziniert diese komplexe Verworrenheit der Ökologie Künstler*innen verschiedener Gattungen – denn auch früher schon – z. B. in den 1970ern und 1980ern gab es Sorgen um die ‚Natur‘, die sich in Umwelt- und Protestbewegungen ausdrückten. In der Philosophie begleiten Theorien wie die Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT), die Object-Oriented-Ontologie (OOO) oder der Neue Materialismus verschiedene Arten von ‚Öko-Künsten‘, die den Blick erst auf das sichtbare, physisch erfahrbare Material der Welt lenkten (z. B. in der LandArt der 1960er) und später vermehrt die Ko-Existenzen der Lebensformen – auch in einer digitalisierten Welt – in den Fokus nehmen (z. B. im Öko-Techno-Feminismus). Wir wollen den Blick richten auf Kunstformen, die das Museum verlassen, sich auf offengelassenen Bahngleisen (Lois Weinberger), auf Kompostarealen barocker Schlossgärten und in verlassenen Eishockey-Hallen (Pierre Huyghe) einfinden oder die die Ökologie in den Kunst- raum holen (z. B. Hans Haacke). In denen Bienenschwärme, Podenkos, Neophyten, Mikroben oder Pilze als Material der Kunst mit einbezogen werden. In welchem Beziehungsgeflecht steht hier der Mensch, wenn es auch mal um das Nicht-Menschliche gehen soll? Oder: in welcher Verantwortung steht der Anthropos zu einem Planeten, dessen Zeitalter fortan eventuell Anthropozän heißen soll?
Prof. Dr. Ursula Ströbele ist ab Oktober 2023 Professorin für Kunstwissenschaft mit Schwerpunkt Kunst der Gegenwart an der Hochschule der Künste, Braunschweig. Zuvor leitete sie das Studienzentrum zur Kunst der Moderne und Gegenwart am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München (2019-2023). Sie promovierte 2010 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zu den Bildhaueraufnahmestücken der Königlichen Akademie in Paris (1700 – 1730). 2020 wurde sie mit der Arbeit Erweiterung des Skulpturalen. Analysen und Theorien aktueller Grenzphänomene: Non-Human Living Sculptures seit den 1960er-Jahren. Hans Haacke und Pierre Huyghe habilitiert. Zu ihren aktuellen Forschungsschwerpunkten zählen digitale, zeitbasierte Phänomene des Skulpturalen, Kunst und (queere) Ökologien, Que(e)rschnittsgeschichte der Skulptur des 20. Jahrhunderts, Infrastrukturen der Moderne, ephemere Medienbilder.
Der Vortrag findet im Rahmen der Ausstellung Lois Weinberger »Relatives« und der Vortragsreihe Kunstbegriffe statt.
In Zusammenarbeit mit dem Landesverband Bildende Kunst Sachsen e.V. und der HfBK Dresden
Eintritt frei
Vortragssaal Hochschule für Bildende Künste Güntzstraße 34 01307 Dresden
27. November 2018
Poka-Yio (Künstler und Kurator, Athen)
Poka-Yio ist Künstler und Kurator. Gemeinsam mit Stefanie Hessler und Kostis Stafylakis ist er Kurator der aktuellen sechsten Ausgabe der Athen Biennale. Die Ausgabe der 2005 ebenfalls von Poka Yioa mitgegründeten Biennale widmet sich der (Un-)möglichkeit von oppositionellem Handeln und beleuchtet den Antagonismus widerständiger Haltungen zwischen Marginalität und neuem Mainstream. Die Athen Biennale wurde von der europäischen Kulturstiftung für ihr offenes kollektives kuratorisches Model ausgezeichnet. Poka-Yios künstlerische Arbeit liegt im Bereich Installation und Aktionskunst. Bereits 1999 gründete er A-Station, den Athens Center for Contemporary Art, den er bis 2014 leitete.
5. November 2018
Zdenka Badovinac (Ljubljana)
Zdenka Badovinac ist Kuratorin und Kritikerin. Seit 1993 ist sie Direktorin der Moderna Galerija in Ljubljana. Prozesse der Umdeutung von Geschichte in den verschiedenen Avantgarde-Traditionen des 20ten und 21sten Jahrhunderts bilden ein Schwerpunkt ihrer kuratorischen und publizistischen Arbeit. Body and the East – Von den 1960er Jahren bis zur Gegenwart (1998) und Arteast 2000+ (1998 / 2000 Ljubljana) als eine der ersten programmatischen Ausstellungen osteuropäischer Kunst, waren wichtige Projekte in diesem Kontext. 2015 folgte NSK: Kapital to Capital – The Event of the Final Decade of Yugoslavia (2015 – 2017 Ljubljana, Eindhoven, Madrid). Ebenfalls 2017 kuratierte sie mit Charles Esche den NSK State Pavillion auf der 57. Biennale in Venedig, der Fragen von Territorium, Staatsbürgertum und Identität in Zeiten von Migrationsbewegungen und europäischen Fragmentationsprozessen neu diskutierte.
Der Vortrag findet in der Reihe »Kunstbegriffe« sowie im Rahmen der Initiative für Gegenwartskunst »Vom Spagat zwischen lokalem und globalem Agieren«, gefördert durch das Kulturhauptstadtbüro der Landeshauptstadt Dresden, statt.
28. Mai 2018
Susanne von Falkenhausen (Kunsthistorikerin, Berlin)
Susanne von Falkenhausen ist Kunsthistorikerin und Kunstkritikerin. Ihre Schwerpunktthemen sind Kunst, Architektur und Macht seit der französischen Revolution, Kunst des 19. Jahrhunderts, Geschlechterforschung in der Kunstgeschichte der Moderne, Theorien und Praxen der Repräsentation und das Verhältnis von Kunstgeschichte und Visual Culture Studies. Bis 2016 Professorin für Neuere Kunstgeschichte mit dem Schwerpunkt Moderne an der Humboldt-Universität zu Berlin, lehrt und schreibt sie zur Geschichte der Kunst bis in die Gegenwart, unter anderem Texte in »Texte zur Kunst«, und »Frieze«. Unter dem Titel »Praktiken des Sehens im Felde der Macht« erschienen 2011 gesammelte Schriften, 2016 »Jenseits des Spiegels. Das Sehen in Kunstgeschichte und Visual Culture Studies«.
Der Vortrag findet in der Reihe »Kunstbegriffe« sowie im Rahmen der Initiative für Gegenwartskunst »Vom Spagat zwischen lokalem und globalem Agieren«, gefördert durch das Kulturhauptstadtbüro der Landeshauptstadt Dresden, statt.
8. Mai 2018
Britta Peters (Kuratorin und Kulturwissenschaftlerin, Bochum)
Britta Peters ist Kulturwissenschaftlerin, Kunstkritikerin und Kuratorin. 2017 kuratierte sie im Team mit Kasper König und Marianne Wagner die Skulptur Projekte Münster. Kunst in öffentlichen Räumen bildet einen Schwerpunkt ihrer Arbeit. 2007 realisierte sie das Projekt »Wilhelmsburger Freitag« in Hamburg und übernahm von 2008 bis 2011 die Leitung des Kunstvereins Harburger Bahnhof. In Zusammenarbeit mit dem Excellenzcluster »Normative Orders« realisierte sie 2012 die Ausstellung »Demonstrationen. Vom Werden normativer Ordnungen« im Frankfurter Kunstverein, auf die 2014 das Projekt »Krankheit als Metapher. Das Irre im Garten der Arten« an verschiedenen Orten in Hamburg folgte. Seit 2018 ist sie die künstlerische Leiterin der Urbane Künste Ruhr.
Der Vortrag findet in der Reihe »Kunstbegriffe« sowie im Rahmen der Initiative für Gegenwartskunst »Vom Spagat zwischen lokalem und globalem Agieren«, gefördert durch das Kulturhauptstadtbüro der Landeshauptstadt Dresden, statt.
19. Januar 2018
Ruth Noack (Kuratorin und Kunsthistorikerin, Berlin)
Ruth Noack (*1964) ist Kunsthistorikerin, Kunstkritikerin und Ausstellungsmacherin. Sie war Kuratorin der documenta 12 (2007). 2012 bis 13 leitete sie das »Curating Contemporary Art Program«, Royal College of Art, London. Sie wirkte als Forschungsleiterin für das EU-Projekt »MeLa — European Museums in an age of migrations«. 2018 kuratiert Noack »Ghosting the Nation« im Frans Hals Museum / De Hallen in Haarlem. Neben ihrer internationalen Publikationstätigkeit beschäftigt sie sich in ihrer wissenschaftlichen und kuratorischen Arbeit mit den Herausforderungen des Museums im Migrationszeitalter sowie globalen und translokalen Ausstellungsperspektiven. Unter anderem veröffentlicht: »Agency, Ambivalence, Analysis. Approaching the Museum with Migration in Mind«.
Entfällt wegen Krankheit und wird verschoben
Dorota Monkiewicz (Kuratorin und Kunsthistorikerin aus Warschau)
Dorota Monkiewicz (*1961) ist Kuratorin und Kunsthistorikerin aus Warschau und war bis Ende 2016 Direktorin des MWW Wrocław Contemporary Museum. Ihr wissenschaftlicher und kuratorischer Schwerpunkt ist die polnische Avantgarde, die sich Mitte der 1960er Jahre bis 1981 in Wrocław herausbildete. In diesem Zeitraum schufen sich bildende Kunst, Kunsttheorie, Theater- und Musikszene wie auch Architektur künstlerische Freiräume wie an keinem anderen Ort in der sozialistischen Volksrepublik Polen. »The Wild West«, die große von Dorota Monkiewicz kuratierte Ausstellung zur Avantgarde Wrocławs nahm neben Konzeptkunst, Mail- Art, Neuem Expressionismus und feministischen Positionen auch Film und Fotografie sowie Perspektiven der aktuellen Kunstszene auf und wurde 2016 in verschiedenen europäischen Städten gezeigt.
20. Mai 2015
Inka Schube, Kunstwissenschaftlerin und Kuratorin für Fotografie und Medienkunst am Sprengel Museum Hannover
Inka Schube ist Kunstwissenschaftlerin und Kuratorin für Fotografie und Medienkunst am Sprengel Museum Hannover. Ab 1987 betreute sie unter anderem die Galerie Berliner Junger Künstler im Haus der Jungen Talente Berlin, heute Podewil. 1990 war sie Mitbegründerin des Kunst- und Kulturzentrums Brotfabrik Berlin e. V. In ihrer Arbeit mit dem Schwerpunkt Fotografie und Medienkunst setzte sie Mitte der neunziger Jahre Projekte u. a. mit Boris Mikhailov, Nan Goldin und Peter Greenaway, über indische Basarfotografie und die Jugoslawienkriege (»Heimat«) um. Ihre Projekte in der Fotobiennale Rotterdam sowie Ausstellungen und Publikationen u. a. zum Werk von Martha Rosler, Helga Paris, Heidi Specker, Thomas Ruff und Hans-Peter Feldmann sind wegweisend für die aktuelle Auseinandersetzung mit zeitgenössischer künstlerischer Fotografie.
10. April 2014
Astrid Schmetterling, Goldsmith College, London
Astrid Schmetterling ist Kunsthistorikerin und Kunsttheoretikerin. Sie unterrichtet am Department of Visual Cultures am Goldsmiths College, University of London. Der Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen Arbeit und Lehrtätigkeit liegt in der Untersuchung der Wechselbeziehungen zwischen Geschichte, Kultur und Erinnerung. Sie veröffentlichte unter anderem eine Monografie über Charlotte Salomon (Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2001), einen Beitrag zum Katalog der Ausstellung Else Lasker-Schüler Die Bilder (Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2010), und einen gemeinsamen Band mit Lynn Turner, Visual Cultures As Recollection (Sternberg Press, 2013).
Außerdem ist sie mit einem Aufsatz in dem 2011 zu der Einzelausstellung von Ulrike Grossarth im Kunsthaus Dresden (2010) erschienenen Katalog Stoffe aus Lublin / Bławatne z Lublina (Spectorbooks, 2011) vertreten.
Kalender
AKTIVISMUS, der
17. Vortrag im Rahmen der Reihe »Kunstbegriffe« im Hörsaal Güntzstraße der HfBK Dresden
Mit Nike Bätzner, Professorin für Kunstgeschichte an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (Saale)
Aktiv zu sein, scheint notwendig angesichts der aktuellen polyvalenten Krisen und einer Zukunft, die keine Heilsversprechen mehr birgt. Aktivist:innen kritisieren vermeintlich unausweichliche Gegebenheiten, wollen handeln, aufbrechen, gestalten, wachrütteln, umkrempeln – und sind dabei erfindungsreich und schöpferisch. Daher sind die Künste prädestiniert dafür, zur Plattform für aktivistische Ausdrucksformen zu werden.
Uns soll es um Kunstformen gehen, die dem Widerspruch zwischen individueller Selbstermächtigung und dominanten repressiven Strukturen aus verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichen Strategien begegnen. Um Kunst, die sich nicht nur in den Institutionen einrichtet, sondern auf die Straße drängt. Welche Praktiken und Taktiken, welche Symbole und Motive werden dafür genutzt?
Das Living Theatre oder Lo Zoo haben schon in den 1950er/1960ern im Zuge der Counter Culture–Bewegungen mit Straßentheater die »Dressur« durch die Konsumkultur heiter subversiv angegriffen. Die Pussy Riots bezeichnen ihre Aktionen als »Punk Prayer« oder »Velvet Terrorism«. Thomas Hirschhorn will mit unterschiedlichen Kollektiven einen ereignishaften, neuen Begriff von Monument erschaffen. Teresa Margolles entwickelt aus der Trauerarbeit Kraft und Schönheit. Allen geht es um eine vitalisierende Provokation, um Verausgabung, optimistische Kompliz:innenschaft, eine multisensuelle Ästhetik und die Entwicklung von interagierenden Handlungs(spiel)räumen. Es geht um Bewusstseinsbildung und eine Entfesselung von Prozessen, um Ver-Antwortung – nicht um Realpolitik.
Skeptiker*innen setzen einem vermeintlich »selbstbezüglichen Aktionismus« und ideologiegeleitetem Agit prop immer wieder die Autonomie der Kunst entgegen.
Trotz der Berechtigung eines »Eigensinns« der Kunst ist die Frage zu stellen, was die Spezifik von künstlerischem Aktivismus ausmacht, worin seine Potentialität besteht, welche Versprechen und welche Aussichten er geben kann.
- Ort:
Hörsaal Güntzstraße HfBK Dresden
Güntzstraße 34
01307 Dresden
Foto: Supporters of the Russian punk band Pussy Riot, Getty/Wojtek Radwanski, 2018.