Vielfalt zeigen,
Bildung erleben

Olga Grigorjewa

Gedachter Horizont

20. Mär 16 3. Apr 16

In zwei Räumen zeigt das Kunsthaus in einer Soloausstellung Arbeiten von Olga Grigorjewa, Absolventin der HfBK Dresden. In Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis des Kunsthaus Dresden. Zur Eröffnung spricht Dr. Holger Birkholz.

Im Video Avrora 2 (Aurora: Morgenröte) dient der Tafelberg Massada zwischen Judäischer Wüste und Totem Meer in Israel als Bühne für die in der Luft schwebende Künstlerin Olga Grigorjewa. Sie knüllt eine riesige Blasenfolie unentwegt zusammen, die permanent ihre Form verändert. Ein pfeilförmiges, flaches Sechseck verdeckt den Körper der Protagonistin und wird zu einer Art Kleid. In einem choreographischen durch unterschiedliche Geräusche unterstrichenen Bewegungsablauf entsteht ein Spiel der vorhandenen Elemente. Sie reagieren aufeinander und lösen eine Reaktion im Gegenüber aus, egal ob es ein Mensch, ein Gegenstand, eine abstrakte Form oder die Landschaft ist. Zwar wird formal ein Dialog zwischen allen Bildern in Avrora 2 hergestellt, jedoch bleibt ein Gefühl, dass keine wirklich aktive Kommunikation stattfindet. Die Einsamkeit der Wüste, die Weite und Unendlichkeit der Landschaft evozieren das Bild eines anderen Planeten, einer Galaxie, in der wir uns schwerelos fort bewegen. Oder es ist das Ende der Welt, in der in einem Vogelgezwitscher ohne vorhandene Vögel das Echo einer Erinnerung ertönt. (Elly Brose-Eiermann)

Olga Grigorjewa unternimmt Erkundungen im Bereich der Beziehungen, indem sie danach fragt, was Formen und Materialien einander zu sagen haben. Ihre Arbeitsweise lässt sich als erzählerische Abstraktion bezeichnen. In Grafiken, Installationen, Performances und Videos untersucht sie Formen, die ganz eigenwillig sind und unregelmäßige Umrisse haben. Wie bei deformierten Schatten von Objekten kann man nicht mehr sagen, welches Objekt sie geworfen hat. Die Linien erfassen seismographisch Befindlichkeiten, ohne dass sich ihnen jedoch konkrete Gefühle zuordnen ließen. Jede Linie und jede Fläche ist ein Subjekt, das seine Bedeutung innerhalb eines Gefüges bekommt, in dem die einzelnen Elemente miteinander agieren, aufeinander angewiesen sind und daraus ihre Bedeutung erfahren. Flächen erscheinen gestützt von graphischen Gerüsten oder sie bilden den Fond, auf dem sich ein zeichnerisches Geschehen ereignet. Farben sind aufeinander abgestimmt, so dass bestimmte Zeichen durch sie zu leuchtenden Protagonisten werden und andere zu Kommentatoren oder Zuschauern. Dabei entstehen komplexe Beziehungen auch unter den in den Installationen verwendeten Materialien, durch die Grigorjewa eine körperliche Dimension hinzugewinnt. Sie befasst sich mit fühlbaren Reizen: Folien können dabei ganz weich und anschmiegsam wirken und damit drohen, ihre Form zu verlieren. In Performances und Videos tritt die Künstlerin selbst im Umgang mit ihren Materialien auf. Sie werden zu Emotionsträgern und können so auch personalisiert erscheinen. Ihre Taktilität ist nicht allein ein sinnliches Ereignis, sondern von Bedeutung für beide Seiten, für den Berührenden und den Berührten in der Begegnung zweier Körper. (Dr. Holger Birkholz)

Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis des Kunsthaus Dresden